Schluss mit den Kürzungen im sozialen Bereich! Das BAMF hat die Förderung für Frauenintegrationskurse gestrichen
Wir, das interkulturelle Bildungswerk Tannenbusch, iBita und der Migrantinnentreff Gülistan
Bonn, sehen die Rechte und Chancen von Migrantinnen sowie die Ziele und Inhalte unserer
Arbeit für Empowerment in Gefahr:
Aufgrund der Änderung der Integrationskursverordnung werden ab dem 01.05.2025 Frauen-,
Jugend- und Elternintegrationskurse sowie der Anspruch auf Wiederholerstunden eingestellt.
Das ist ein großer Schritt in die falsche Richtung, der gesellschaftliche Ungleichheiten
verstärkt und migrantische Frauen besonders benachteiligt. Im aktuellen rassistischen Klima
in Deutschland ist das brandgefährlich.
Warum brauchen wir Frauenintegrationskurse?
Das Konzept von Einrichtungen wie iBita und Gülistan ist es, einen Ort für Migrantinnen zu
schaffen, an dem sie in geschützter Atmosphäre lernen, sich austauschen sowie gegenseitig
unterstützen und stärken können.
In unserer Arbeit sind langjährige Unterstützungsstrukturen von Frauen für
Frauen gewachsen, deren Wirksamkeit durch den Wegfall der Frauenkurse nun bedroht ist.
Frauenkurse bieten geschützte Räume für Austausch und gezielte Zusatzangebote über den
Deutschunterricht hinaus, wie z.B.
Besuche von Pro Familia,
Informationen über Unterstützungsangebote für Mütter,
gemeinsame Suche nach Kindergartenplätzen
Oder die Anbindung an Sozialberatungen.
Die Umsetzung dieses Konzepts wird nun erheblich erschwert.
Die Frauenkurse umfassten statt der üblichen 600 Unterrichtsstunden 900 Stunden. Diese
Mehrstunden sind notwendig!
Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der zusätzlichen Care-Arbeit, die viele Frauen leisten.
Viele Teilnehmerinnen sind alleinerziehend und/oder betreuen kranke oder pflegebedürftige
Angehörige. Gerade Plätze in der Regelbetreuung für Kinder unter drei Jahren sind stark
begrenzt, sodass viele Frauen keine oder keine ausreichende Kinderbetreuung haben. Diese
Frauen haben es nun deutlich schwerer, ihren Kurs erfolgreich abzuschließen.
Im Rahmen der Frauenkurse konnte iBita beispielsweise eine kursbegleitende
Kinderbeaufsichtigung aufbauen, die es Frauen ermöglicht, an Kursen teilzunehmen, obwohl
sie keine reguläre Kinderbetreuung haben.
Diese Kinderbeaufsichtigung ermöglichte nicht nur den Müttern, sondern auch ihren Kindern
gesellschaftliche Teilhabe durch frühen Spracherwerb.
Bei Wegfall der Frauenkurse ist die Aufrechterhaltung dieser Kinderbeaufsichtigung
gefährdet.
Was sind die Folgen?
Die kurzfristige und schlecht kommunizierte Entscheidung des BAMF trifft insbesondere die
derzeitigen Kursteilnehmerinnen hart.
Viele Träger wurden nicht rechtzeitig über den Stichtag zur Beantragung von
Wiederholerstunden informiert, sodass aktuelle Teilnehmerinnen ihren Anspruch verlorenhaben. Frauen, die fest mit diesen Stunden gerechnet hatten, erfuhren kurz vor der Prüfung, dass diese ihre letzte Chance auf ein Zertifikat ist. Ganze Sprachkurse fallen aus, weil ohne die Wiederholerinnen nicht genügend Teilnehmerinnen zusammenkommen.Das Zertifikat B1 ist oft Voraussetzung für den Berufseinstieg als Fachkraft oder eine Ausbildung und notwendig für die Einbürgerung. Wer die B1-Prüfung am Ende des Integrationskurses nicht besteht, hat nun keine Möglichkeit mehr, das Zertifikat über einen Berufssprachkurs nachzuholen, da das BAMF alle Berufssprachkurse bis auf die B2-Kurse gestrichen hat.Migrantinnen erfahren bereits Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt – diese Entwicklung wird verschärft, indem ihnen Zugänge zu Chancengleichheit weggekürzt werden.
Wir unterstützen die Positionen der Petition des Bundesverbands für Integrations- und Berufssprachkurse:„Die Chancen für die Migrantinnen und Migranten für den Aufbau einer selbstständigen Zukunft schwinden – so ganz ohne Sprache.
Migrantinnen und Migranten werden nur als billige Arbeitskräfte gebraucht, auf Stellen, die kaum existieren. – struktureller Rassismus ist dadurch vorprogrammiert
Sie werden weiterhin in den untersten Schichten der Gesellschaft gehalten, ohne Zugang zu qualifizierten Jobs.
Sie werden gezwungen sein, weiterhin Sozialleistungen zu beziehen, weil sie keine Chance haben, auf eigenen Füßen zu stehen. – der Unmut in der Bevölkerung darüber wird wachsen –das ist ein Nährboden für populistische Parteien
Ohne ausreichende Integrationskurse sind sie beinahe völlig hilflos, wenn es darum geht, selbst eine Arbeit zu finden.
Wer macht die Arbeit, für die in der Perspektive nicht genügend Menschen da sind? Dabei geht es um Pflegeberufe, Berufe in der Gastronomie und Hotels, Fahrer/in in öffentlichen Verkehrsmitteln, Berufe in der Logistik usw. Integrationsberatungsstellen können den riesigen Beratungsaufwand nicht mehr stemmen –irgendwann ist Schluss und Migranten bleiben ohne Hilfe, während sie weiter im System hängen! Und das Schlimmste: Sie bleiben in ewiger Abhängigkeit von sozialpädagogischer Unterstützung.“Migrantinnen sind von diesen Entwicklungen in besonderem Maße betroffen.Der Wegfall der Frauenkurse verschärft die strukturelle Benachteiligung von Frauen, da speziell für sie geschaffene Unterstützungsangebote entfallen.
Wir bitten daher, die Petition zu unterschreiben!
n!https://www.openpetition.de/petition/online/aenderungen-in-der-migrationspolitik-jetzt